Cooler Graffiti-Workshop in der Justizvollzugsanstalt Dinslaken

Bunte Farben und Musik: An ein paar Vormittagen im Herbst lag eine besondere Stimmung über dem Freistundenhof in der Justizvollzugsanstalt Dinslaken. Acht der sich hier in Haft befindlichen Frauen nahmen an einem Graffiti-Workshop unter Leitung des Künstlers Raphael Wiese, unprofessional.artworks, teil. In einem Gruppenprozess wurde zunächst gemeinsam überlegt, welche Motive auf die Mauer kommen. „Ich fand es sehr schön“, sagt eine der Teilnehmerinnen, „Jeder konnte seine Ideen einfließen lassen.“ Das war Raphael Wiese sehr wichtig: „Das ist eure Wand.“ In der Gruppe war sehr schnell klar, dass sowohl Kraftressourcen und Hoffnungsbilder zu sehen sein als auch schwere Themen und der Alltag im Gefängnis sich widerspiegeln sollten.

Es gelang Raphael Wiese in kurzer Zeit, die Frauen an ein fremdes Handwerk heranzuführen und ihnen die Schüchternheit angesichts der leeren Fläche zu nehmen. (So finden sich nun auf der Wand unter anderem dunkle Wolken, eine zerbrochene Flasche, ein Totenkopf, aber auch eine Sonne, Blumen und ein Schwan, der für Treue steht. In der Mitte sehen die Betrachter die Gefängnistür in ihrer Massivität, die aber auf der einen Seite geöffnet ist und den Blick freigibt auf einen Regenbogen. Über allem wölbt sich der Schriftzug „Never give up!“ und ein Schutzengel hält Wacht über die, die sich im Hof versammeln.) „Nicht jeder findet das Graffiti an sich schön, aber es hat auf jeden Fall schon viele Gespräche angeregt“, sagt Gefängnisseelsorgerin Anna Peters, die das Projekt betreute. „Ich bin sehr froh, dass wir den Workshop in dieser Form durchführen und dabei von Anstaltsleitung und den Bediensteten vor Ort so gut unterstützt wurden.“

Einer der Justizvollzugsbeamten merkt an: „Ich war anfangs skeptisch, aber das Endresultat ist schon sehr schön. Es war klasse, dass die Frauen so engagiert mitgearbeitet haben.“ Die Frauen in der Haftanstalt fänden es gut, wenn das Projekt, das je zur Hälfte aus Mitteln der Anstalt und des Evangelischen Kirchenkreises Dinslaken (menschenskirche.) finanziert wurde, im nächsten Jahr wiederholt werden könnte: „Das wär‘ cool, wenn die ganze Wand so wäre.“ Eine, die dieses Jahr nicht dabei sein konnte, betont: „Gerade Leute, die eher verschlossener sind, können dabei kreativ werden und so ihre Probleme auf künstlerische Art ausdrücken.“