Was sind die Leitsätze und welche Bedeutung haben sie?

Die Leitsätze wurden auf der Zukunftssynode in bunt, gemischten Gruppen erarbeitet. In diesen waren Menschen, die der Kirche eng verbunden sind, aber auch Personen, die kirchen-fern sind. Sie lauten:

Wir brauchen keine Kirchen, sondern bunte Orte des Zusammenseins, die für jeden offen sind.

Kirche langweilt nicht und denkt nicht von dem, was ist, sondern orientiert sich konsequent an den Lebenssituationen der Menschen.

Kirche taucht mit mobilen Projekten mit klarem christlichem Profil dort auf, wo man sie nicht erwartet.

Gewählt wurden am Ende die Sätze, die kein Arbeitsfeld hervorheben, sondern vielmehr strategische Grundentscheidungen deutlich werden lassen. Diese Sätze wurden im Anschluss der Synode in den Gemeinden und Gruppen diskutiert. Die daraus entstandenen Impulse wurden ausgewertet und folgendes Ergebnis kam heraus:

Das heißt für uns konkret:

  • Dort, wo sich Menschen als Lebens- und Glaubensgemeinschaft zusammenfinden, ist Kirche – auch ohne Gebäude. Dies erfahren wir schon jetzt bei Gottesdiensten an anderen Orten (z.B. im Wohnungswald, am Rotbach, auf dem Schafsmarkt) oder bei der Beteiligung bei Stadt- und Dorffesten (Möllebeckfest, Hünxer Sommer). Außerdem sind wir im Krankenhaus und der JVA durchgehend präsent. Hier ist ein großes Potential für zukünftige Kirchenentwicklung.

  • Ein bunter und offener kirchlicher Ort ist dort, wo Menschen gerne hinkommen und sich wohl fühlen. D.h. konkret eine freundliche Umgebung vorfinden, Essen und Trinken, Musik und gute Gespräche mit netten Menschen Normalität sind. Wo wir kirchliche Gebäude erhalten oder neu bauen, muss sich genau dies wiederfinden! Dies gilt auch für unsere historischen Kirchen. Hier müssen wir noch stärker über multifunktionale Nutzungen und damit verbundene räumliche Veränderungen nachdenken.

  • Außerdem sollten unsere Häuser offen stehen für alle Menschen. Dies realisiert sich u.a., indem niemand tagsüber vor einer verschlossenen Kirchentür steht. Unsere Angebote sollten möglichst vielen Menschen im sozialen Umfeld eine Hilfestellung und Teilhabe am sozialen Leben ermöglichen. Angebote wie die Repair-Cafes gibt es schon. Andere wie das einer Kirchenkneipe wäre in diesem Sinne. Und auch nichtkirchliche Gruppen sollten in unseren Gebäuden eine Heimat finden können.

Kritisch wird angemerkt:

Kirchen sind historische Glaubenszeugnisse und Kulturgüter! Hier wird Tradition gelebt. Wir vermitteln mit diesem Satz, die Botschaft, dass wir dies nicht mehr wertschätzen.

Vielmehr besteht die Befürchtung, dass wir zur Eventkirche werden. Dabei müssen unsere Kirchräume auch weiterhin Rückzugsorte sein für Menschen, die Stille und Gottesbegegnung suchen.

Weitere Impulse:

  • Wir brauchen Mut & Freiheit, um Dinge auszuprobieren.

  • „Offen sein“ heißt nicht beliebig werden!

  • Ich brauche ein Zuhause, um mich nach draußen zu bewegen.

  • Können wir uns noch Kirchgebäude leisten, die nicht mehr fortwährend mit Leben gefüllt sind?

„Kirche langweilt nicht und denkt nicht von dem, was ist, sondern orientiert sich konsequent an der Lebenssituation der Menschen.“

Das heißt für uns konkret: Bei uns sind Menschen unabhängig von Religion/Konfession willkommen und wertgeschätzt.

  • Hier bin ich keinen Vorurteilen ausgesetzt, sondern darf sein, wie ich bin (safer spaces).

  • Projektarbeit wird in Zukunft mehr Raum in unserer Kirche einnehmen, denn viele Menschen wollen nur einen punktuellen Kontakt zu uns.

  • Genauso wird die aufsuchende Arbeit weiterhin wichtig sein. Menschen müssen gesucht und besucht werden.

  • Wir können Menschen Räumlichkeiten anbieten. Das ist ein großes Kapital, das wir einbringen können. So werden wir zu einem Ort der Vernetzung, an dem Menschen andere mit gleichen

  • Interessen / Problemen in ähnlichen Lebenslagen finden. Sie finden dort Freude, Gemeinschaft, Seelsorge & Begleitung in existentiellen Situationen, Segen!

  • Es muss andere Gottesdienstformen (z.B. Kneipengottesdienste) zu späteren Uhrzeiten geben.

  • Soziale und kulturelle Veranstaltungen, Bildung und Workshops zu Nachhaltigkeit sollen die Menschen bei uns finden. Straßenumzüge mit Musik und Tanz wären eine Idee!

  • Dies wird eine Herausforderung für unsere Mitarbeitenden, insbesondere die Pfarrpersonen. Hier müssen wir gabenorientiert arbeiten. Wir müssen dabei selber offen sein für Neues und zugleich glaubwürdig sein in dem, was wir tun! Erkennbar christlich.

Kritisch wird angemerkt:

  • Ich bin lieber in einer Gemeinschaft mit bewussten Christen, auch wenn sie kleiner wird.

  • Man sollte nicht auf Quotenfang mit publikumsgerechten Programmen gehen. D.h. Kirche denkt von Jesus Christus aus, der war, ist und sein wird in alle Ewigkeit!

  • In den Kitas orientieren wir uns an der Lebenssituation der Menschen. Danach oft ein „Cut“.

Weitere Impulse:

  • Die Kirchengemeinde, wie auch ihre Mitarbeitende sollen im Dorf erkennbar und ansprechbar sein!

  • Spießigkeit ablegen! Kirche muss moderner und bunter gestaltet sein. Da seid ihr wirklich noch verbesserungswürdig! Mehr Tanz und flottere Musik!

  • Wir sollten Freizeitprogramme für die Jugend haben, damit sie gerne in die Kirche kommen.

  • Ich möchte „konsumieren“, anstatt mich zu beteiligen.

  • Die Taufe sollte mehr im Gottesdienst der Gemeinde sein als festliche Aufnahme eines Menschen in die christliche Gemeinschaft.

  • Ich wünsche mir schöne Gottesdienste in einer richtig schönen Kirche. Unsere Kirchen sollten immer geschmückt sein! Insgesamt sollten kirchliche Einrichtungen bunter gestaltet sein.

  • Kirche muss auch mal „zu uns“ kommen, gemeinsam entwickeln & Ideen umsetzen.

„Kirche taucht mit mobilen Projekten mit klarem christlichem Profil dort auf, wo man sie nicht erwartet.“

Das heißt für uns konkret:

  • Es geht raus! Bisher erleben wir dies u.a. schon mit Mofa- oder Wiesengottesdienst, Fahrradtouren. Viel anderes ist denkbar: Präsenz im öffentlichen Nahverkehr, Flashmob der ganzen Kita auf dem Markt oder Besuch von Mecki (Kaffee-Ape) auf den Campingplätzen oder auf den Friedhöfen.

  • Besonders bei größeren kommunalen Veranstaltungen (Kirmes, DIN-Tage, Schützenfeste, Sportturniere und Heimatfeste) sollten wir präsent und erkennbar sein mit Gottesdiensten und vielen niedrigschwelligen Aktionen.

  • Dabei sollten wir mutig unsere Kernbotschaft mit besonderen Aktionen nach außen tragen. Vom Kreuzweg durch die Innenstadt (Street-Performing), über das Spielplatzfest mit Kindergottesdienste bis zum Reisesegen auf dem Rastplatz oder vor Schulen zu Ferienbeginn.

  • Zu kirchlichen Festen müssen wir im öffentlichen Raum präsent sein (z. B. mit Streetart auf den Straßen und Wegen / im Krankenhaus auch außerhalb der Kapelle) genauso wie über das ganze Jahr mit Kasualhandlungen (z.B. Pop-Up Hochzeit / Tauffest). Außerdem könnte es kirchliche Orte auf Zeit geben. Z.B. ein leerstehendes Ladenlokal als Wohnzimmer für Begegnungen vorübergehend nutzen.

  • Für diese und weitere Aktionen sollte darüber nachgedacht werden neben der Kaffee-Ape weitere mobile Einrichtungen anzuschaffen. Z.B. ein Bauwagen u.a. für Seelsorgeangebote bei Festivals.

  • Das Ziel ist es, Menschen zu erreichen, die ansonsten kaum Kontakt zur Kirche haben. Wir wollen mit Menschen ins Gespräch kommen über ihre und unsere Fragen und gleichzeitig über das, was uns im Leben trägt. So ist die Kirche dann näher am Menschen, als in Formalia und Strukturen stecken zu bleiben.

  • Dabei sollen wir als eine Kirche des „Priestertums aller Gläubigen“ erkennbar sein. Neben den Pfarrpersonen (denen hierfür mehr Zeit eingeräumt werden muss) sind viele weitere Menschen präsent, die Kirche nach außen ein Gesicht geben. Diese sollten in ihrem Ehren-wie Hauptamt hierfür Begleitung und Fortbildung erhalten.

Kritisch wird angemerkt:

– Keine Anmerkungen –

Weitere Impulse:

  • Generell sollten mehr moderne Lieder gesungen werden. Mehr Gospel.

  • Gespräche zwischendurch haben einen eigenen Wert!

  • Solche Aktionen sind oft aufwendig. Daher sollte die Verbindung mit bestehenden Angeboten geprüft werden.