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Synode des Ev. Kirchenkreises Dinslaken diskutierte neues Leitbild von Kirche

Bei der Synode des Ev. Kirchenkreises Dinslaken ging es am vergangenen Samstag um Grundlegendes: Ein neues Selbstverständnis von Kirche. Die Mitgliederzahlen sind rückläufig. Die Zeit als Volkskirche ist vorbei. „Missionarisch Volkskirche sein“ war gestern. Es reicht nicht mehr, mit geringer werdenden Mitteln, das Bisherige zu erhalten.  Das Impulspapier der Ev. Kirche im Rheinland (EkiR) „Lobbyistin der GOTT-Offenheit“ hat Thesen formuliert zu einer Kirche von morgen, die seither sehr kontrovers diskutiert werden. Dr. Volker Haarmann, vom Dezernat Theologie der Rheinischen Landeskirche hat diese Thesen bei der Videokonferenz der Delegierten der acht Gemeinden des Ev. Kirchenkreises Dinslaken am 29. Mai vorgestellt.

GOTT-offen, Teamplayerin, Agentin des Wandels

Drei Hauptstichworte waren: Lobbyistin der GOTT-Offenheit, Teamplayerin und Agentin des Wandels. Eine Kirche, die Gottoffenheit stark macht, wirbt für die neugierige Frage nach Gott und bringt christliche Werte und biblische Perspektiven in die politische und gesellschaftliche Diskussion ein. Als bündnisfähige Teamplayerin soll Kirche Kontakt suchen zu anderen Kirchen und Religionsgemeinschaften oder gesellschaftlichen Akteuren. Wo immer möglich, soll Kirche so gemeinsame Werte stark machen und vertreten. Aktuelle Beispiele dazu sind etwa die Teilnahme bei Fridays for Future oder das Engagement bei United4Rescue.  Als Agentin des Wandels soll Kirche sich für Nachhaltigkeit einsetzen. Eine „Ethik des Genug“ soll als Alternative zum aktuellen Wachstumsdenken stark gemacht werden.

„Die Zeit ist günstig für einen Aufbruch.“

Diese Thesen verstehen sich nicht als fertige Vision. Die Teilnehmer*innen der Kreissynode, die in Kleingruppen darüber diskutierten, empfanden die ehrliche Bestandsaufnahme und die Aufbruchstimmung des Papiers als wohltuend. Angesichts der sich teilweise breit machenden Trauer über den Verlust von Vertrautem ermutigt das Papier, Neues zu wagen. Neue Koalitionen genauso wie z.B. neue Formen bei Trauungen, Taufen oder Bestattungen. „Und die Zeit“ so betonte Haarmann abschließend, „die Zeit ist günstig für einen Aufbruch – gerade jetzt wo wir so viel Veränderung durch die Coronakrise erleben.“

Personelles

In seinen weiteren Verhandlungen beschloss die Synode vor allem Personelles. So verabschiedete sie einstimmig, dass zur nächsten Wahl des Superintendenten im nächsten Jahr das Amt des Superintendenten als Hauptamt eingerichtet werden soll. Viele Kirchenkreise der EKiR gehen dazu über, dass der Superintendent nicht mehr ein Inhaber einer Pfarrstelle ist, aus der heraus er oder sie dann zu 100% die Aufgaben des Superintendenten wahrnimmt. Vielmehr wird er direkt auf die Stelle des Superintendenten gewählt. Der Vorteil ist, dass er nicht mehr durch eine Entlastungskraft in der ursprünglichen Pfarrstelle vertreten werden muss. Bei hauptamtlichen Superintendenten ist der Kreis derer, die sich bewerben können nicht mehr auf den Kirchenkreis beschränkt, sondern kann rheinlandweit erfolgen.

Und schließlich wurde noch personelle Veränderungen bekannt gegeben: Tanja Henkel wird ab 1.7. die Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises mit einer halben

Stelle verstärken. Die gelernte Kommunikationswissenschaftlerin und Redakteurin wird vor allem die Präsenz von Kirchenkreis, Diakonie und Kinderweltin den Social Media-Kanälen auf- und ausbauen und die bestehenden Aktivitäten koordinieren.

Außerdem wurden der Synode vorgestellt: Daniela Frank als neue stellvertretende Geschäftsführerin und pädagogische Leitung der Ev. Kinderwelt und Monika Flock als ihre Stellvertreterin. Frank folgt der im März in den Ruhestand getretenen Monika Engfer. Daniela Frank und Monika Flock sind beide schon lange bei der Ev. Kinderwelt in anderen Positionen tätig gewesen.

Fotos: Henkel: privat; Frank und Flock: Levin