Dies war nicht die zentrale Frage auf der großen Entdeckersynode des Ev. Kirchenkreises Dinslaken am 4. Mai 2024, sondern es ging darum, wie Kirche im Jahr 2035 aussehen soll. Mehr als vier Stunden hatten rund 200 geladene Gäste in der Zechenwerkstatt Lohberg in Dinslaken an 6 Mitmach-Stationen und in 3 Diskussionsrunden ihre Ideen, Kritik und Vorstellung über Kirche eingebracht. Das Ergebnis daraus waren drei Leitsätze, die im „Entdeckerjahr“ der menschenskirche. einen prioritären Arbeitsauftrag mit sich bringen.
Wie kommen die Kaffeebohnen hier ins Spiel?
Die sind eines der vier zentralen Motive auf dem Graffiti, das der Künstler Raphael Wiese im Verlauf der Veranstaltung aus den Impulsen der Gäste auf ein 4m-großes Holzschiff sprühte. „Wir brauchen allem voran ein Medium, um die Menschen mit und für Kirche zu erreichen“ – so fasste der junge Sprayer die erste Inspirationsquelle aus den Gesprächen mit den Gästen zusammen.
- Der Kaffee als omnipräsentes Bindeglied für Menschen und Momente symbolisiert unkomplizierte und kurzweilige Begegnungen.
- Den Raum für kirchliche Begegnungen sieht düster aus, das ist aber so gewollt. Die dunklen Wolken beschreiben, dass Kirche auch in Zukunft dort eine zentrale Rolle spielen wird, wo Hoffnung und Zuversicht gebraucht werden.
- Die Sanduhr steht für die selbst gesetzte Deadline: Das Jahr 2035 scheint in weiter Ferne, ist aber gleichzeitig begrenzte Zeit. Und die ist am Ende des Tages nur bedingt beeinflussbar, denn vielmehr gilt es, die Wahrnehmung zu verändern.
- Das Auge auf dem Schiff bringt all das zusammen: Zukunftsfähigkeit erlangt die Kirche, wenn sie sich neu beurteilt und neuen Betrachtungsweisen öffnet.
Das Kunstwerk war wie die drei Leitsätze ein gemeinsames Ergebnis aus den Interaktionen des Tages. „So wie das Schiff-Graffiti jedem Betrachter und jeder Betrachterin eine eigene Lesart anbietet, so darf auch Kirche nicht allein das konkrete Bild sehen, sondern muss Interpretationsspielräume lassen“, resümiert Raphael Wiese sein Werk.
Das Graffiti-Schiff steht derzeit im Verwaltungsgebäude des Kirchenkreises in Dinslaken, soll aber – so wie die Kirche der Zukunft – auch mobil bleiben und bei der ein oder anderen Veranstaltung immer wieder mit dabei sein.
Übrigens:
Das Wort Graffiti kommt aus dem italienischen, ist die Plural von Graffito und beschreibt ein Kratzbild oder eine in harten Stein geritzte Zeichnung. Der Ursprung liegt somit bereits einige tausend Jahre zurück und die Frage, ob Graffiti nicht aus der Mode kommt, ist schnell beantwortet. Nein, denn heute beschreibt es den oftmals illegalen Einsatz von Farbe auf Wänden, Mauern, Zügen o.a.. Die Kunst aus der Dose ist geprägt von einem kreativen Ausdruck in Form von Signaturen (Tags), Motiven, Figuren (Character) politische Parolen oder eine Buchstabengruppe (Style), die meist für die Szene und nicht für den Laien lesbar sind.